Martin Auer trifft Granada

18 / 10 / 2017
Das ist österreichische Musik in unseren Ohren.
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Jetzt spielt`s Granada! Denn ein spanisches Sprichwort besagt: „Wenn du Granada noch nicht gesehen hast, hast du nichts gesehen.“ Höchste Zeit also, die Grazer Band zum Interview zu treffen. Denn sie ist so gefragt wie frische Semmeln an einem Sonntagmorgen. Woran das liegt? An ihren eingängigen Popsongs und den sprachwitzigen Texten in waschechtem Österreichisch: „I brauch kan Strand, denn i bin eh am Sand.“

MARTIN AUER - Schön, dass wir uns hier in Graz erwischt haben. Ihr ward ja schon viel auf Tour in Österreich und Deutschland … Was mich auch gleich zur ersten Frage bringt: Unterscheiden sich die Auftritte in den beiden Ländern? Und werdet ihr überhaupt verstanden? Schließlich singt ihr im Dialekt.

GRANADA - (lachen) Stimmt. Aber wenn man so wie wir österreichisch oder steirisch singt, eine Mischkulanz der Sprache, verstehen die Wiener und Salzburger das auch nicht so. Das fällt uns bei einzelnen Passagen wie dem „Is jo eh ois, eh ok hoid“ auf. Unser Produzent ist zum Beispiel Dortmunder und der sagt, er brauche zwar länger, aber irgendwann ergäben die Texte dann auch für ihn Sinn. Man kann es sich schon zusammenreimen, glauben wir.

MARTIN AUER - Ihr spielt alle auch in anderen Bands mit unterschiedlichen Musikstilen und englischen Texten. Woher kommt denn bei diesem Projekt, bei Granada, die Nähe zur Wiener Musik?

GRANADA - Wir würden es gar nicht so sehr nur der Wiener Musik zuschreiben. Das Akkordeon, das für unsere Musik so etwas wie die Basis bildet, steht dem Wienerlied nahe, das stimmt. Wir sehen es aber eher als weltliches Instrument, weil es im Balkan und in Frankreich ja gebräuchlich und auch in Südamerika Standard ist. Aber das Österreichische kommt daher, dass unser Sänger gebeten wurde, Filmmusik für „Planet Ottakring“ zu schreiben – und das hat so gut geklappt, dass wir daraus ein Album gemacht haben. Ein reiner Wien-Bezug wäre eh nicht authentisch. Als Steirer Wienerisch zu singen, kauft uns ja niemand ab. (lachen)

MARTIN AUER - Authentizität ist ja mitunter das Wichtigste, egal ob Bäcker oder Künstler. Die muss man sich aber auch erst einmal leisten können.

GRANADA - Man soll sie sich leisten! Denn wo stehst du denn, wenn du Musik machst und du bist dir selber nicht treu und nicht ehrlich zu dir selbst? Da kannst du noch so einen Erfolg haben, du wirst trotzdem unglücklich sein. Wenn du hingegen wenig Erfolg hast, aber du machst genau das, was du machen magst, kannst du auf alle Fälle glücklich sein.

MARTIN AUER - Stimmt. Wird’s dann mit deutschen Texten automatisch authentischer? Weil – so gut man auch Englisch spricht – auf Deutsch kann man sich halt doch noch ein Stück mehr hineindenken. Wenn ich das Gefühl habe, mir ist etwas wirklich nahe, dann geht’s auf, erst dann komme ich in den Flow.

GRANADA - Wir mögen beides recht gern. Auf Englisch kannst du gewisse Sachen schöner betonen oder vielleicht auch schöner ausdrücken als auf Deutsch – umgekehrt aber genauso. Auf Deutsch können wir mehr mit der Sprache spielen und Wörter oder Phrasen absichtlich falsch verwenden, sodass etwas ganz Neues entsteht. Das ist schon cool. Aber egal in welcher Sprache, der Text muss für uns, genauso wie die Melodie des Liedes, einen schönen Klang haben.

MARTIN AUER - Denkt ihr euch eigentlich: „He, zwickt’s uns einmal“? Euch gibt es ja noch nicht ewig und trotzdem seid ihr über die Landesgrenzen hinaus bekannt, eure Videos bekamen rasch sehr viele Klicks, eure Albumrezensionen sind durchwegs euphorisch … Das ging alles ziemlich schnell, oder?

GRANADA - Ja, aber da steckt auch viel Arbeit dahinter. Wir haben eine super Medienabteilung, die sich sowohl in Österreich als auch in Deutschland richtig gut auskennt. Auch wenn es anders wirkt, wir haben klein angefangen und geschaut, dass wir Granada zum Wachsen bringen. Wir wollen Stück für Stück weiterkommen und nicht von 0 auf 100 durchstarten. Das ist, glauben wir, der falsche Weg. Aber man darf halt auch nicht zu aufdringlich sein. Die Konzerte haben wir deshalb am Anfang auch bewusst kleiner angelegt. Es ergibt keinen Sinn, nach einem Jahr Bestehen schon im Orpheum in Graz spielen zu wollen.

MARTIN AUER - Dieses Vertrauen darauf, dass etwas gut ist, das kenne ich. Wenn man weiß, etwas hat Substanz und Qualität, dann wird es wachsen. Ich denke mir, in der Musik ist es vielleicht ähnlich wie in unserem Unternehmen: Wenn man voll hinter einer Sache steht, dann ist es egal, ob es am Anfang nur 100 oder 1.000 Leute gut finden. Oder in eurem Fall: ob ihr vor 1.000 oder 5.000 Leuten spielt.

GRANADA - Ja, das ist es! In erster Linie geht es darum, wie es sich für uns anfühlt. Wir merken es eh beim Proben sofort: Taugt das uns allen? Wie ist die Stimmung zwischen uns? Das ist das Wichtigste. Und wenn das stimmt und wir harmonieren, dann können wir vor 20 Leuten spielen oder vor 20.000 – es passt dann einfach immer, weil du die Leute, die da sind, wirklich erreichst.

MARTIN AUER - Die Hetz, die ihr auf der Bühne habt, merkt man euch auch an. Dabei könnte ich mir vorstellen, dass man die eigenen Lieder irgendwann gar nicht mehr hören kann.

GRANADA - Wir hören sie ja in dem Sinne nicht, wir spielen sie nur. (lachen) Wir haben in unserem Kopf die Live-Version abgespeichert und die ist immer ein bisschen anders. Außerdem spielen wir dann zwischendurch immer wieder neue Nummern. Auch um uns selbst was Gutes zu tun und was Neues in die Finger zu kriegen. Du kennst das ja sicher von dir: Da hat man ein neues Produkt und das will man gleich einmal testen. Also probieren wir neue Songs gerne live aus und schauen, ob sie dauerhaft ins Sortiment kommen.

MARTIN AUER - Und wie entstehen eure Videos? Oft scheinen sie ganz einfach, haben aber doch eine feine Kreativität. Das Video zum Lied „Spür die Sun“ finde ich schon sehr schön und auch lustig. Ihr scheint dabei spontan Spaß zu haben.

GRANADA - Lustigerweise ist das unser Video, das am schnellsten gedreht wurde. Wir waren in einem Hotel am Attersee und haben gerade zu Abend gegessen, als der Bernhard, unser Manager, meinte: „Der See ist so super, mach’ ma a Bootsvideo!“ Wir haben das am nächsten Tag dann gleich als One-Shot gedreht, den Song dabei schneller abgespielt und langsamer wiedergegeben, um diesen Slow-Motion-Effekt zu erzielen. Nach vier Takes und einer halben Stunde waren wir fertig. Für unsere anderen Videos hatten wir dann schon mehr Zeit, auch wegen der Choreographien. Aber generell wollen wir die Dinge nicht zu Tode proben, sonst geht der Charme verloren, finden wir.

MARTIN AUER - Gilt das auch für eure Auftritte?

GRANADA - Jetzt, wo du es sagst: Wir haben echt schon lang nicht mehr geprobt … (lachen) Man muss sich das so vorstellen: Wenn wir mit einem neuen Set beginnen, dann gehen wir davor intensiv in den Proberaum und spielen so lange, bis wir alles intus haben: die Nummern, die Übergänge, die Zusammenstellung der Setlist. Aber sobald wir dann auf der Bühne stehen, ist alles anders: die Stimmung, die ganze Situation, es ist anders laut als im Proberaum, das Publikum ist dabei und man selbst ist nervös. Spielen wir viel live, sitzt dann alles blind. Da tut man sich fast schwer, zu proben, weil einem was fehlt. Du, aber was wir dich noch fragen wollten: So unkreativ ist das Backgewerbe ja auch nicht. Wie ist das bei dir in der Bäckerei mit der kreativen Arbeit? Gibt’s da eigene Kreativbäcker?

MARTIN AUER - In Wahrheit entstehen bei uns die tollsten Dinge, weil viele Mitarbeiter zusammenarbeiten. Einer hat eine Idee, der andere setzt sie gleich in der Backstube um. Meine Familie fährt zum Beispiel im Sommer immer nach Frankreich und da gibt’s die Canelés, so Küchlein aus Crêpeteig, die wir ins Sortiment genommen haben. Da hat sich das Team so reingehängt, jetzt kriegen wir das besser hin als die Franzosen. (lacht) Aber im Ernst: Wenn du mit Leuten arbeitest, die von sich aus viel einbringen und auch noch die größte Freude dabei haben – was Besseres gibt’s nicht.

GRANADA - Wir wissen genau, was du meinst. Vorm ersten Album haben wir mit einem Majorlabel verhandelt, aber da hatten wir das Gefühl, die stehen nicht zu 100 Prozent hinter uns. Im Gegenteil: Die stellen uns hintenan. Klar, man kriegt einen Vorschuss, der verpufft allerdings relativ schnell. Da arbeiten wir lieber mit unserem jetzigen Team, wo jeder alles gibt: das Label, die vom Booking und die Promotoren. Die brennen für die Sache.

MARTIN AUER - … und genau darum geht’s!
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